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"Um proportional stimmig zu sein, müsstest du deutlich mehr Oberweite haben."



"Um proportional stimmig zu sein, müsstest du deutlich mehr Oberweite haben."

So oder so ähnlich formulierte es damals mein Vater mir gegenüber, als ich noch im Teenageralter war.


Auch hörte ich öfter hinter vorgehaltener Hand, dass andere Verwandte über meine "Unproportionalität" sprachen. Sie schoben es meist auf meine "Unsportlichkeit".


Solche kleinen Bemerkungen, die objektiv sogar völlig korrekt sind, machen ganz viel mit einer Person, gerade, wenn sie sich noch im Selbstfindungsprozess befindet.


Schnell kommt das Gefühl auf, dass man nicht "gut" so ist, wie man eben ist... dass man eigentlich "besser" oder "optisch ansprechender" sein sollte.


Fast schon natürlich folgte dann auch eine Phase in meinem Leben, in der ich irgendwann in ein essgestörtes Verhalten rutschte, abnahm und tatsächlich auch "Lob" dafür erhielt. Aber meine Unproportionalität blieb. Je mehr ich abnahm, desto deutlicher wurde sie für mich. Oben eine dürre XS und kaum Oberweite, unten herum eher eine M.


Ich kann mich sogar noch daran erinnern, dass ich einmal nach meinem Abitur zu einem neuen Frauenarzt ging und ich traurig / verlegen zu ihm meinte, dass ich ja so wenig Oberweite hätte und das furchtbar fand.

Ich war überrascht, dass er mir da nicht zustimmte und mich sogar eher aufbaute.


Mit ungefähr 30 hörte ich in einem Podcast dann zum ersten Mal vom "Lipödem" und sofort wusste ich innerlich: Genau das muss ich auch haben, das würde alles erklären!


Es dauerte noch 5 Jahre, bis ich mich dann tatsächlich zu einem Facharzt traute, nachdem ich durch meinen Beruf andere Frauen kennengelernt hatte, die ebenfalls ein Lipödem hatten und es auch diagnostiziert wurde.


In meinem engsten Umfeld wollte es aber keiner glauben: "Ach was, das hast du nicht. Die sehen doch ganz anders aus..." Falsch. Ich habe es. Und es tut so gut, dass seit nun etwa 3 Jahren ganz offiziell zu wissen.


Da ich selbst weiß, wie sehr das Lipödem das Verhältnis zum eigenen Körper beeinflusst und dadurch auch intime Beziehungen, suche ich nach anderen Betroffenen, die bereit sind, ihre Geschichte mit mir und anderen zu teilen.

Bestenfalls für meinen Podcast. Aber auch für schriftliche Erfahrungsberichte bin ich sehr dankbar.


Ich möchte so viel Aufklärungsarbeit über dieses Thema leisten, wie es nur geht und dafür sorgen, dass man sich und seinen Körper viel liebevoller betrachten kann.


Inzwischen liebe ich meine kleinen Brüste, auch, wenn sie proportional nicht zum Rest "passen", aber ich weiß zum Glück inzwischen, warum das so ist und finde sie trotzdem wunderschön.


Wenn ihr selbst betroffen seid oder Betroffene kennt, geht sehr gerne mit mir in den Austausch und meldet euch!



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